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Der Weg nach Japan - Die Geburtsstunde des Karate

I. Funakoshi bringt okinawanische Kampfkunst nach Japan

Das erste Drittel des 20. Jh. wurde zur eigentlichen Geburtsstunde des "Karate" bzw. dessen, was heute mit Karate und Japan im gemeinen in Verbindung gebracht wird.

Im Jahr 1922 begab sich Funakoshi Gichin Funakoshi auf Einladung der japanischen Regierung zur Vorstellung des okinawanischen To-de/To-te nach Japan.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bei ihm durch jahrelanges Üben der ihm unter anderem über Asato und Kenwa vermittelten, ausschliesslich zur zweckgerichteten Verteidigung gelehrten Techniken aus dem Shorin- wie auch Shorei-Ryu sowie dem "modernen te" Itosu Yasutsunes inklusive der Pinan-Kata eine (moderne) Art und Weise der Ausübung der Kampfkunst, ein Stil ausgeprägt, der später die Bezeichnung "Shotokan" erhalten und unter ihr bekannt werden sollte.

Der Umstand, dass Funakoshis Präsentation in offiziellen japanischen (Regierungs-) Kreisen sehr großen Anklang fand und daher in der Folgezeit auch weiterhin entsprechend gefördert wurde (unter anderem zum Einsatz in der japanischen Armee), sollte bald darauf zu einer, im Vergleich zu anderen Kampfkunstformen sehr weiten Verbreitung Funakoshis Form der okinawanischen Kampfkunst und letztlich zum Erwachsen derselben zur bedeutendsten Stilrichtung oder Schule der nach Japan eingeführten und dort heimische werdenden Formen der waffenlosen Selbstverteidigung führen.

Im Zuge dessen wurden in den dreißiger Jahren des 20. Jh. die von Funakoshi erlernten und später von ihm für die Stilrichtung "Shotokan" als charakteristisch herausgestellten Kata in ihren Bezeichnungen größtenteils durch ihn selbst - "japanisiert", sprich die ursprünglichen, okinawaischen Bezeichnungen durch japanische ersetzt. Dieses erfolgte nicht zuletzt deswegen, um dadurch die Akzeptanz und Verbreitung der waffenlosen Kampfkunst zu fördern, die in weiten Kreisen der japanischen Gesellschaft zunächst und auch noch lange Zeit darauf als "von Bauern stammend" und daher im Rang unter den edlen, einheimischen Kampfkünsten wie etwa dem Schwertkampf oder Schwertfechten angesiedelt und dementsprechend niedrig geachtet wurde:

So wurden beispielsweise die Pinan-Kata in Heian-Kata umbenannt.

Auch die ursprüngliche, okinawanische Bezeichnung der Kampfkünste als "To-de/To-te" wurde entsprechend umgewandelt: So wurde das auf die chinesische Wurzel hinweisende "To" durch das (japanische) "Kara" für "Leere" ersetzt. Das Ergebnis, die Bezeichnung "Kara-te" ,bedeutete somit etwa "Leere Kampfkunst" oder auch "Leere Hände".

Dabei stand "Leere" jedoch weniger für die Waffenlosigkeit der Kampfkunst an sich, als dass sie den, den Kampfkünsten eigenen philosophischen-religiösen, letztlich den chinesischen Kung-fu-Formen zugrundeliegenden, chan-/zen-buddhistischen Aspekt des Begriffes der "Leere" als anzustrebender, das Heil verheißender Zustand, frei von eigenen Begierden, niederen Gedanken etc. verdeutlichen sollte.

Funakoshi als "hauptsächlicher Initiator des Exports der okinawaischen Kampfkünste" soll der Überlieferung nach - ungeachtet von der ansonsten von ihm selbst aktiv mitbetriebenen "Japanisierung" der nach Japan gebrachten Kampfkünste - eigentlich gegen die ausdrückliche Bezeichnung oder Verfestigung von bestimmten Ausübungsformen oder Spielarten der Kampfkünste als sogenannte Stilrichtungen oder Ryu gewesen sein.

Er schien nur einen allgemeinen Oberbegriff für ausreichend und geeignet genug gehalten zu haben - "Karate". Und dies ganz gleich, wie oder durch wen betrieben. Ursache dafür mochte im Wesentlichen gewesen sein, dass Funakoshi wie bereits gezeigt selbst stilübergreifend bzw. multistilistisch bei mehreren Lehrmeistern in die Schule gegangen war.

Jedoch konnte er sich weder der "Verstilisierung" seiner eigenen Kampfkunst zum "Stil Shotokan" entziehen, noch ließ sich ein solches hinsichtlich der Lehrmethoden anderer, ihm nachfolgender Meister dauerhaft vermeiden. Die Ursachen dafür mögen dieselben wie die bereits anlässlich der Entstehung und Weitervermittlung von Shuri-, Naha- oder Tomari-te Erwähnten gewesen sein.

Es kann wohl mit Recht vermutet werden, dass die Gründe dafür wiederum auch nur die Wiederholung dessen waren, was sich ursprünglich in Bezug auf die dem Kung-Fu zugrunde liegenden Bewegungsformen abgespielt haben mag: Auch hier sind sicher persönliche Vorlieben, physisch und psychisch unterschiedliche Voraussetzungen der jeweiligen Schüler oder Lehrmeister die Ursache für das Entstehen unterschiedlicher Varianten/Stile der ursprünglichen Formen gewesen.

II. Erweiterung des Spektrums waffenloser Kampfkünste auf Japan

Aufgrund des Erfolges Funakoshis kamen in der Folgezeit weitere Lehrmeister aus Okinawa nach Japan, die hier ebenfalls die ihnen gelehrte, geläufige bzw. praktizierte Art der Kampfkünste weiterzuverbreiten suchten. Auch konnten sich zu dieser Zeit einige Schüler dieser Lehrmeister profilieren und erfolgreich ihre eigenen Stilformen entwickeln.

Zu diesen gehörten unter anderem Mabuni Kenwa als Vertreter des Naha-te (Shorei-Ryu) der das ihm von bzw. mit Itosu Yasutsune (Shorin-Ryu) sowie Kanyo Higashionna Gelehrte zur einer Synthese, dem sogenannten Shito-Ryu verband.

Chojun /Chogun Miyagi war von seinem Lehrmeister Kanyo Higashionna im Naha-te/Shorei-Ryu unterwiesen worden, hatte die derart und über weitere Studien des chinesischen Boxens gewonnenen Erkenntnisse zu seinem Stil "Goju-Ryu" weiterentwickelt und brachte diese auf Einladung seines Schülers und späteren Nachfolgers Gogen Yamaguchi eingangs der dreißiger Jahre des 20. Jh. nach Japan.

Hironori Ohtsuka

 

Hironori Ohtsuka einstiger Schüler Funakoshis entwickelte seine Ansichten der ursprünglich von Funakoshi erlernten Bewegungsformen, kombiniert mit Erkenntnissen aus Studien des Jujutsu zur Stilrichtung Wado-Ryu weiter.

Darüberhinaus entstanden bald darauf, entweder aus diesen Stilrichtungen abgeleitet, originär entwickelt oder von ausserhalb kommend auf Japan weitere Stilrichtungen der waffenlosen Kampfkunst Kara-te.

 

III. Die Entwicklung hin zum "modernen Karate"

Ungeachtet dieses Überkommens der okinawaischen Kampfkünste, sowie der sich daraus entwickelnden Stile oder Ausprägungen des Karate nach bzw. in Japan sollte nach wie vor daran erinnert werden, dass diese oder dieses "moderne Karate", gleich in welcher Form es sich auch präsentierte, nur insofern "modern" war, als dass es sich von den ursprünglichen, auf bloße Selbstverteidigung ausgerichteten okinawaischen Kampfformen durch eine stärkere Konzentration auf alleinig körperliche Erziehung, insbesondere durch die zu diesem Zwecke entwickelten Kata konzentrierte.

Vereinzelt mochte es, in Rückgriff auf die ursprünglichen Wurzeln der Bewegungsformen, auch noch Übungen mit dem Zweck der blossen Verteidigung und gegebenenfalls auch entsprechende Übungen zu deren Erlernen an oder mit einem Partner gegeben haben.

Daneben gab es sicher auch weiterhin Trainingsformen zur Überprüfung der Wirksamkeit der Techniken (z. B. Makiwara oder vereinzelt auch Bruchtests) sowie zur Schulung von Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer.

Jedoch hatte dieses "moderne Karate" (noch) nicht viel mit dem gemein, was heutzutage auch in sportlicher Hinsicht darunter verstanden wird.

Insbesondere existierte die heute - insbesondere im europäischen Raum - gebräuchliche "Dreiteilung" des Trainings in Kihon (stetes, wiederholendes Üben nur einzelner Techniken), Kata und Kumite (Kampf oder Vergleichswettbewerb mit einem Gegner nach mehr oder weniger freien Regelwerk) ebensowenig, wie es überhaupt Partnerübungen geschweige denn Kämpfe unter sportlichen Aspekten gab.

Eine solche Differenzierung sollte - je nach Stilrichtung zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus verschiedenen Ursachen, wie etwa philosophischen oder persönlichen Ansichten der jeweiligen Stilrepräsentanten - erst später einsetzen. Funakoshi Gichin soll der Überlieferung nach zunächst selbst Bunkai oder unter heutigen Gesichtspunkten einfache, vom Ablauf her festgelegte Kumite-Übungen abgelehnt haben.

So wurden vorerst nur sporadisch standardisierte Partnerübungen, eingeführt nur im Rahmen des sogenannten "Bunkai" als Anwendungs- oder Demonstrationsform der Kata. Erst später folgten einfache Kampf (Kumite-) Übungen, bei denen Angriff- und Abwehrtechniken genau festgelegt waren.

Eine Erweiterung dieses Partnertraining hin zu einer Art freiem Kampf, der realistischen Bezug im Sinne von "Straßenkampftauglichkeit" hatte soll seit den dreißiger Jahren durch Funakoshi Gichins Sohn, Funakoshi Yoshitaka erfolgt sei. Dieser soll im Zuge eines als hart und verletzungsreich überlieferten Trainings unter anderm Armee- und Polizeikräfte unterrichtet haben.

Nur schwer erklärbar ist daher, warum dann unter Yoshitaka mit langen und tiefen Ständen sowie langen und weiten Technikausführungen erstmals Elemente im (Shotokan-) Karate auftauchen, die es bis dato innerhalb des aus Okinawa überkommenen Systems nicht gegeben hatte, die für einen Einsatz in der straßentauglichen Selbstverteidigung denkbar ungeeignet sind (und dennoch die Grundschule und Kata des klassischen Shotokan bis heute entscheidend prägten und prägen.

Denkbar ist nur, dass etwa Yoshitaka diese Elemente mit Hinblick auf eine weitere und stärkere Förderung der Verbreitung der bei der breiten Masse der Bevölkerung immer noch nicht sonderlich populären, weil von "Bauern abstammenden" Kampfkunst Karate aus im Gegensatz dazu recht populären Kampfsystemen, wie etwa dem Schwertkampf/Ken-jutsu, hier insbesondere der aufgrund der zeitweiligen Besatzung Okinawas durch dessen führenden Samurai-Clan der Satsuma nicht unbekannten und wohl schon früher zu Synergien mit dieser neigenden Jigen-Ryu übernahm und in das Shotokan einführte.

Erst Mitte des 20. Jh. erfolgten die entscheidenden Schritte, die zur Entwicklung von freiem Kampf/Kumite nach bestimmten Regelwerken sowie zur Initiierung von Katawettkämpfen und somit zu dem führten, was heutzutage unter sportlichem Wettkampf im Karate-Kata-Kumite oder auch unter "Wettkampfkarate" verstanden wird.

Führend dahingehend waren unter anderem

Dennoch ist immer noch ein deutlicher Unterschied zwischen dem sichtbar, was zum damaligen Zeitpunkt unter den Bewegungsformen des Karate verstanden und wie es heute interpretiert wird. Vergleiche dazu etwa folgende Beispiele von Kata aus den späten vierziger, angehenden fünfziger Jahren ds 20. Jh.:

Beispielclip Bassai Dai

Beispielclip Kanku Dai

Beispielclip Empi

Beispielclip Nijushiho

Mit der vorerwähnten Entwicklung begannen sich aber auch zwei unterschiedliche Lager herauszubilden, die, vereinfacht gesagt, bis heute entweder als Anhänger des modernen oder "Sportkarate" oder als Traditionalisten bezeichnet wurden und werden.

Ebenso begannen sich auch die ersten internationalen und ihnen folgend nationalen Verbände der einzelnen Stilrichtungen zu gründen und bis zum heutigen Tage fortlaufend - die Ursachen dessen seien einmal dahingestellt - zu differenzieren, aufzugliedern, zu vereinigen oder zu spalten.

Die Folge dessen sollte eine mannigfache Zersplitterung des Karate an sich und auch seiner einzelnen Stile und Organisationen untereinander sein.

GRUSSWORT

Alexander Löwe - Präsident KVSA e.V.

Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt. Die Faszination dieser fernöstlichen Kampfkunst lässt sich nicht beschreiben, sondern nur erleben. Haben Sie Lust mehr zu erfahren oder suchen einen Verein, in dem Sie Karate erlernen können? Auf dieser Website stellen wir Ihnen alle Informationen rund um die Aktivitäten des Landesfachverbandes für Karate vor. Die Ressorts vom Breiten- bis zum Wettkampfsport, alle Ansprechpartner und auch Hintergrundinformationen haben wir zusammen gestellt.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und freue mich, wenn Sie viele Anregungen finden – für einen Sport, der Sie begeistert.

Ihr Alexander Löwe

 

Karate als Gesundheitssport

Qualitätssiegel des DOSB

Karate eignet sich ausgezeichnet als Gesundheitssport, So tragen zahlreiche Vereine des Landesverbandes das Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT, die höchste Auszeichnung für Vereine im DOSB in Sachen Gesundheitssport überhaupt. Das bundesweit anerkannte Qualitätssiegel basiert auf Qualitätskriterien der Bundesärztekammer und des Deutschen Olympischen Sportbundes. Auch die zugeordneten Angebote der Konzeption „Budomotion" sind Bestandteil mit hochwertigen Bewegungsangeboten. 

Zahlreiche Vereine im KVSA bieten Training im Bereich Karate als Gesundheitsvorsorge an. 

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Effektive Selbstverteidigung und Gewaltprävention

Der Schutz vor tätlichen Übergriffen oder die Vermeidung von solchen, zum Beispiel durch Deeskalation, wird in vielen Bereichen der Gesellschaft immer wichtiger: Ob in der Freizeit, am Arbeitspaltz oder in der Schule - jeder kann Opfer von Aggressionen werden.

Der Karateverband Sachsen-Anhalt e. V. vermittelt über lizensierte Gewaltschutztrainer die Möglichkeit, in Ihrem Verein, Ihrem Betrieb oder auch in Ihrer Schule Projekte oder Lehrgänge mit dem Ziel durchzuführen, schnell und effektiv Strategien zu entwickeln, um sich solcher Situationen erwehren zu können.

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INTEGRATION UND INKLUSION

Karate als Mittel zur Überwindung von Benachteiligungen

Der KVSA bietet Menschen mit Benachteiligungen Möglichkeiten, durch spezifisches Training ihre Stellung im sportlichen und sozialen Umfeld und dadurch ihre Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein zu stärken. Nicht nur die Vermittlung karatespezifischer Inhalte, sondern auch um solche sozio-psychologische Themen stehen im Fokus. Gern erörtern wir die Optionen, mit denen wir einzeln oder gruppenortientiert auf die Bedürfnisse der jeweiligen Interessenten zugehen bzw. uns diesen anpassen können.

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29.11.24 - 01.12.24 KVSA-Weihnachtscamp
Ort: Schierke

14.12.24 Lehrgang mit Olav Büttner und Holger Probst
Ort: KIötze

08.02.25 Stilrichtungslehrgang Shotokan nebst Dan-Prüfung Shotokan
Ort: Osterburg

22.02.25 Jubiläumslehrgang zum 30-jährigen Vereinsjubiläum mit Emanuel Dotse (Ausschreibung folgt)
Ort: Wittenberg

    28.03.25 - 29.03.25 Lehrgang "Karate meets Aikido" mit Helge Weiselowski
    Ort: Osterburg