Der Schutz vor tätlichen Übergriffen oder die Vermeidung von solchen, zum Beispiel durch Deeskalation, wird in vielen Bereichen der Gesellschaft immer wichtiger: Ob in der Freizeit, am Arbeitsplatz oder in der Schule - jeder kann Opfer von Gewalt und Aggressionen werden.
Der Karateverband Sachsen-Anhalt e. V. vermittelt über lizensierte Gewaltschutztrainer die Möglichkeit, in Vereinen, Betrieben oder auch in Schulen Projekte oder Lehrgänge mit dem Ziel durchzuführen, schnell und effektiv Strategien zu entwickeln, um sich solcher Situationen erwehren zu können.
Im Rahmen solcher Gewaltschutzprojekte wurde im Jahr 2016 – unterstützt durch das Land Sachsen-Anhalt und den Karateverband Sachsen-Anhalt e. V.- mehrere Gewaltschutztrainingsmaßnahmen in Sportvereinen des Landes Sachsen-Anhalt durchgeführt.
Geleitet wurden sie durch den Gewaltschutztrainer und – beauftragten des Karateverbandes Sachsen-Anhalte. V., Michel Olschewski. Ihm standen Constanze Olschewski , Leon Geist und Luca Geist von der Sport- und Karateschule Stassfurt als Assistenz zur Seite.
Grundlage war ein extra für diesen Zweck erarbeitetes Konzept. Es wurde vorrangig für alle schulischen Altersstufen entwickelt, kann jedoch – nebst den darauf aufbauenden Maßnahmen - auch im vorschulischen Bereich verwendet und angeboten werden.
Der Ansatz, die Maßnahmen zuvörderst für den schulischen Bereich zu konzipieren und dort einzusetzen, fußt auf der Annahme, dass es günstig sei, dass der Gewaltschutz- und -präventionsgedanke so früh wie möglich griffe.
Je nach Gruppendynamik wird der Kurs individuell und methodisch auf die Teilnehmergruppe angepasst.
Das Training besteht aus den Grundbausteinen Prävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Ziel ist, das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und ihnen anhand von Rollenspielen aufzuzeigen, wie sie sich in einem Notfall zu verhalten haben bzw. können. Letztlich sollen Kinder und Jugendlichen lernen, sich für ein gewaltfreies Miteinander einzusetzen und gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien erlernen.
Dahingehende, in der Regel zweitägige Gewaltpräventionskurse wurden für Kinder und Jugendliche in Sporthallen und Übungsstätten folgender Sportvereine durchgeführt:
· Sport- u. Karateschule Staßfurt e.V.
· 1.Shotokan Karate-Do Verein Schönebeck e.V.
· 1.Karate-Do Egeln e.V
· Yamakawa Karate-Do Halberstadt e.V.
· Yamakawa Karate-Do Ballenstedt e.V.
· ASV Sangerhausen e.V.
Im Zuge dessen mußten aufgrund des regen Zuspruchs teilweise mehrere Tagesprojekte in verschiedenen Altersgruppen durchgeführt werden. Letztlich wurden zwölf Kurse für Kinder und Jugendliche angeboten.
Inhaltlich befassten sich die Tagesprojekte mit folgenden Aspekten:
- Einstiegspiel(e), um die Gruppe kennenzulernen
- Körpersprache, um ein sicheres Auftreten zu trainieren
- Stimmschulung
- Erarbeitung der Kursregeln
- Gesprächsrunde zu den Themen Rechte und Pflichten von jungen Menschen sowie zu der Frage was die Kinder und Jugendlichen unter Gewalt verstehen, wo Gewalt für sie anfängt
- Rollenspiele
o zum Thema Ausgrenzen, um psychische Gewalt zu thematisieren
o zur Stärkung der Selbstbehauptung und des Selbstbewusstseins sowie zur Erhöhung der Konfliktlösungskompetenz
- Grenzen setzen – Grenzen wahrnehmen („Nein“ sagen / „Stopp“ sagen in Verbindung mit Körpersprache)
- Bewegungsspiele
o zur Stärkung des Teamgeistes
o zur Einschätzung der Gruppendynamik
- Gute und Schlechte Geheimnisse
- Wem vertraue ich mich an, wenn es mir schlecht geht ?: Vertrauenspersonen im privaten oder schulischen Bereich
Zum Abschluss des Projektes erfolgte die Verteilung eines Notfallpasses sowie einer Pfeife mit Licht - als Symbol für eine Alarmanlage - an jeden Kursteilnehmer.
Das Gewaltschutztraining wurde von den Gruppen und den Betreuern sehr gut angenommen. Das Feedback war durchweg positiv.
Die Kinder und Jugendlichen waren sehr interessiert und haben sich gut in das Geschehen eingebracht. Vor allem Rollenspiele, die aus dem Leben gegriffen waren und zur Konfliktlösung dienten, faszinierten die jungen Menschen besonders.
Überwindung hat bei vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Part der „Stimmschulung“ gekostet. Die Schüler und Schülerinnen hatten die Erlaubnis laut zu schreien, um für den Ernstfall zu proben. Auffällig war, dass gerade Jungs oder Mädchen, die im Verein am lautesten waren, bei der Übung Probleme hatten, sich stimmlich zu behaupten. Positiv hervorzuheben ist, dass sie sich trotz anfänglicher Skepsis auf die Übung eingelassen haben.
Der rote Faden, der sich durch jeden Kurs zog, war die Kombination aus Stimmschulung und richtiger Körperhaltung/-sprache – beides zusammen zeigte, dass jeder im Notfall seine eigene Alarmanlage in sich hat. Das Schreien diente als das akustische und die Körperhaltung als das visuelle Signal.
Generell kann zusammengefasst werden, dass die Aufgaben zum Thema Grenzen setzen wie z.B. „Nein“ sagen, „Stopp“ sagen, laut Schreien und eine selbstsichere Körperhaltung vielen Schülern und Schülerinnen Schwierigkeiten bereitet haben.
Diese Übungen stellten eine Herausforderung für sie dar und zeigten, dass es ihnen schwer fällt sich gegenüber Fremden zu behaupten.
Die Kinder und Jugendlichen haben sich jedoch grundsätzlich auf den Prozess eingelassen und gut mit gearbeitet.
Das anfängliche Zögern ist auch ein guter Indikator dafür, wie wichtig und aktuell das Gewaltschutztraining ist. Es ist wichtig den jungen Menschen einen geschützten Rahmen zu bieten, um sich mit dem Thema Selbstbehauptung auseinandersetzen zu können sowie Zeit zu geben um solche praktischen Aufgaben zu üben.
Die Kursleiter bedanken sich bei dem Karateverband Sachsen-Anhalt e.V. und beim Land Sachsen-Anhalt für die gute Zusammenarbeit und die großzügige Unterstützung dieses wichtigen Projektes.
Zudem geht unser Dank an die teilnehmenden Sportvereine für die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten in Form von Sporthallen.
Text und Bild: Michel Olschewski
Redaktion: Pressereferent Karateverband Sachsen-Anhalt